Pflegende Angehörige müssen immer mehr Zeit und Geld für die Pflege zuhause investieren. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands. Laut der Studie “ WIdOmonitor 2024” ist die Pflege von Angehörigen einer der Hauptgründe, warum Menschen ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihre Erwerbstätigkeit sogar ganz aufgeben. Und dennoch nutzen zwei Drittel der pflegenden Angehörigen keine Unterstützungsangebote durch Pflegedienste und andere Unternehmen.
Pflegende Angehörige müssen immer mehr Zeit für die Pflege aufbringen. Wie der aktuelle WIdOmonitor 2024 zeigt, verbrachten die Hauptpflegepersonen im vergangenen Jahr durchschnittlich 49 Stunden wöchentlich mit Arbeiten wie etwa Ernährung, Körperpflege, Unterstützung in der Nacht und Medikamentengabe. 2019 gaben die Befragten noch an, im Schnitt 43 Wochenstunden für Pflegetätigkeiten zu benötigen.
Diese zeitliche Belastung wirkt sich auch gravierend auf die Berufstätigkeit der pflegenden Angehörigen aus. Nur 46 Prozent der Befragten stemmen neben der Pflege einen Vollzeitjob. 37 Prozent arbeiten in Teilzeit und 18 Prozent gehen keiner weiteren Beschäftigung nach. Bedenklich ist auch die hohe Zahl derjenigen, die ihre Arbeitszeit wegen der Pflege verändert haben: Mehr als die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten gab an, dass sie wegen der Pflege weniger in ihrem eigentlichen Beruf arbeiten. Von den Nicht-Erwerbstätigen gaben 28 Prozent an, ihre Berufstätigkeit wegen der Pflege aufgegeben zu haben.
Trotz steigender Belastungen durch die Pflege von Angehörigen ist die Inanspruchnahme von externer Unterstützung in den vergangenen vier Jahren zurückgegangen. Während 2019 etwa 57 Prozent der Befragten nur Pflegegeld, aber keinen Pflegedienst beauftragten, waren es 2023 fast zwei Drittel. Nur noch knapp ein Drittel der Befragten nutzte 2023 eine Kombination aus Pflegegeld und Pflegedienst oder nur einen Pflegedienst – über sechs Prozent weniger als 2019.
Doch woran liegt es, dass trotz steigender Belastung weniger externe Unterstützung beantragt wurde? Paradoxerweise gaben mehr als 50 Prozent der Befragten an, keinen Bedarf an Pflegedienst, Kurzzeitpflege etc. zu haben – obwohl ein im Schnitt ebenso hoher Anteil der Befragten sich Unterstützung bei der Körperpflege, Betreuung und im Haushalt der pflegebedürftigen Person wünscht.
Ein weiterer Grund besteht laut der Studie in Vorbehalten seitens der Pflegebedürftigen, die „nicht von Fremden gepflegt werden wollen“. Hier bedarf es noch viel mehr Aufklärungsarbeit, welche Vorteile die Unterstützung durch einen Pflegedienst bieten kann. Pflegekräfte sind mit Herzblut dabei und möchten älteren Menschen einen einfacheren Alltag ermöglichen. Und so auch die Angehörigen entlasten, die durch den steigenden Pflegebedarf unter Druck geraten.
Die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann erklärte angesichts der Studienergebnisse, es sei problematisch, dass pflegende Familienmitglieder mit durchschnittlich 49 Stunden pro Woche durch die Pflege zuhause belastet sind. Alarmierend sei auch, dass die häusliche Pflege offenbar dazu führt, dass fast 25 Prozent der Angehörigen zugunsten der Pflege die eigene Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufgeben. Dies würde weitere Schwierigkeiten in der zukünftigen Pflege befeuern und der Altersarmut der nächsten Generation der Pflegebedürftigen Tür und Tor bereiten.
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hatten für die Studie im August und September 2023 insgesamt 1.008 Personen befragt, die nichtprofessionell Pflegebedürftige zuhause pflegen. Im Rahmen des WIdOmonitor 2024 sind auch Teilnehmer aus einer Umfrage von 2019 erneut befragt worden.
Zur detaillierten Auswertung des WIdOmonitor 2024 geht es hier (externer Link): WIdOmonitor 2024
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